Filmabend „Effi Briest“. Mit einer literaturwissenschaftlichen Einführung von Prof. Dr. Michael Scheffel am 27.11.25

Unser jüngster Abend der Goethe-Gesellschaft stand im Zeichen von Theodor Fontanes Effi Briest. Zu Beginn bot Prof. Dr. Michael Scheffel eine ausführliche und anschauliche literaturwissenschaftliche Einführung, die nicht nur in die zentralen Themen und Motive des Romans einführte, sondern auch dessen ausgeprägte dramatische Qualität hervorhob.
Im Anschluss sahen wir die Verfilmung von 1970 aus der DDR, die sich schon kurz nach ihrem Erscheinen auch in Westdeutschland großer Beliebtheit erfreute. Der Film beeindruckte durch seine Werktreue und seine sensible Umsetzung des Stoffes.
Bei anschließenden Gesprächen über Fontanes Figuren, filmische Umsetzungen und die bleibende Wirkung dieses Klassikers fand der Abend einen anregenden Ausklang.

„Ein zeitgemäßes Gewand aus dunklem Metal“. Zu den popmusikalischen Vertonungen von Goethe und Lasker-Schüler. Ein Vortrag von Dr. Antonius Weixler am 23.10.25

Unser Oktober-Vortrag führte diesmal in überraschend popmusikalische Gefilde: Dr. Antonius Weixler sprach über musikalische Vertonungen von Goethe und Else Lasker-Schüler – von klassischen Inszenierungen bis hin zu kreativen Neuinterpretationen.
Wir hörten beispielsweise Vertonungen der Band Leichenwetter, die unter anderem Goethes „Erlkönig“ und Lasker-Schülers „Weltende“ in ein Gewand der Neuen Deutschen Härte und des Gothic Metal kleideten. Ebenso wurde Sonja Kraushofers Interpretation von „Weltende“, erschienen auf einer CD mit Vertonungen von Gedichten der Poetin, gemeinsam angehört und diskutiert. Selbst Bushidos „Mephisto“ oder Alligatoahs Faustinterperation waren Teil des musikalischen Ensembles.
Mit viel Humor und musikgeschichtlichem Wissen erläuterte Dr. Weixler seine sogenannte „Weixler-Skala“, auf der sich die Stücke zwischen Werktreue und Credibility/Cringe-Faktor einordnen lassen – ein Konzept, das für viele Lacher und spannende Diskussionen sorgte.
Der anregende Abend klang bei einem Glas Wein und lebhaften Gesprächen aus.

 

 

Mit Goethe in der Natur – Ein Spaziergang durch das Arboretum der Bergischen Universität Wuppertal am 15.05.25

Bei herrlichem Frühlingswetter besuchte die Goethe-Gesellschaft Wuppertal zum zweiten Mal das Arboretum der Bergischen Universität. Unter dem Motto Mit Goethe in der Natur führten Prof’in Dr. Gertrud Lohaus (Biologie) und Dr. Christine Hummel (Literaturwissenschaft) kenntnisreich durch botanische Vielfalt und poetische Tiefe. In der Verbindung von wissenschaftlicher Präzision und literarischer Sensibilität wurde deutlich, wie aktuell Goethes Anspruch bleibt, die Welt in wertschätzender, genauer Anschauung zu betrachten. Den Abschluss bildete Goethes „Katzenpastete“, die auf heitere Weise zum anschließenden Ausklang bei einem kühlen Getränk in der Sonne überleitete.

Ein Vortrag über Gabriele Tergits „Reportagen aus den Gerichten“ am 24.04.25

In seinem pointierten und unterhaltsamen Vortrag zeigte der neue Erste Vorsitzende der Goethe-Gesellschaft Wuppertal Prof. Dr. Michael Scheffel, wie Gabriele Tergits Reportagen aus den Gerichten weit mehr sind als nüchterner Gerichtsjournalismus. Mit feinem Gespür für Stil und Perspektive machte er deutlich, wie sehr Tergits individuelle Handschrift die scheinbar sachlichen Berichte literarisch prägt – und dabei die Menschen hinter den Verfahren in den Mittelpunkt rückt. Der Vortrag eröffnete neue Perspektiven auf das spannungsreiche Verhältnis von Literatur, Justiz und gesellschaftlicher Wirklichkeit.

Werther-Lesung mit musikalischer Begleitung und Weihnachtsfeier am 12.12.24

Auch nach 250 Jahre hat Goethes „Werther“ nichts an Frische und bewegender Intensität verloren – eine Lesung im Rahmen der Weihnachtsfeier der Goethe-Gesellschaft am 12. Dezember legte davon eindrückliches Zeugnis ab. Nach der Begrüßung durch Prof. Dr. Michael Scheffel, der nach seiner Wahl zum Vorsitzenden der Gesellschaft die Nachfolge von Prof. Dr. Andreas Meier angetreten hat, las der Schauspieler Ralf Grobel ausgewählte Passagen aus Goethes Jugendroman mit großer Anschaulichkeit, begleitet durch Intermezzi der Flötistin Annette Gadatsch. Der stimmungsvolle Abend im Musiksaal der Bergischen Universität schloss mit einem geselligen Beisammensein bei Büfett und Wein.

„Am Götterbaum“ – Eine Lesung von Hans Pleschinski am 04.12.24

Hans Pleschinski las der Goethe-Gesellschaft aus seinem Buch „Am Götterbaum“. In seinem „Münchenroman“ begleiten wir die Stadträtin Antonia Silberstein bei ihrem Vorhaben, ein Heyse-Kulturzentrum in München zu eröffnen. An ihrer Seite sind die Schriftstellerin Ortrud Vandervelt und die Bibliothekarin Therese Flößer. Die drei Frauen streifen durch München und bieten dabei unterschiedliche Sichtweisen auf Paul Heyse und sein literarisches Erbe.
Pleschinskis Lesung bot nicht nur einen geistigen Spaziergang durch München, sondern auch eine Einladung zum Nachdenken. Bei den vorgelesenen Textauszügen wurde herzlich gelacht und das Heyse-Vermächtnis neu beleuchtet. Warum ist der erste deutsche Nobelpreisträger und Autor zahlreicher Romane, Theaterstücke sowie 180 Novellen so sehr in Vergessenheit geraten? Gab es ein „Heyse-Zeitalter“, und sollte dies durch ein Kulturzentrum in seinem ehemaligen Wohnsitz sichtbar gemacht werden?
Dank der lebendigen Vortragskunst von Hans Pleschinski wurde Paul Heyse für uns an diesem Abend wieder greifbar. Ein herzlicher Dank geht an den Referenten, der uns mit seiner Präsenz und seinen Texten einen besonderen literarischen Abend beschert hat.

„Die Akte Kleist“ – Ein Filmabend mit einer Einführung von Dr. Antonius Weixler am 14.11.24

Der Abend begann mit einem ansprechenden Vortrag von Dr. Antonius Weixler. Seine Worte bereiteten das Publikum auf den Film „Die Akte Kleist“ vor, der danach gezeigt wurde. Hierbei legte Weixler sowohl dar, wie sich die Dokufiktion zu ihren Genreverwandten verhält, als auch, inwiefern in Striegnitz‘ Werk, u. a. über das Mittel der Vergegenwärtigung, eine Verkleinbürgerlichung von Kleist festzustellen ist. Hervorgehoben wurde nicht nur die Dominanz westentaschenpsychologischer Einsichten, etwa zum Schriftsteller als Dschihad-Kämpfer, auch die Häufung rasanter Autobahnaufnahmen stach sprichwörtlich ins Auge.
Der Film thematisiert das Leben und den Tod des deutschen Dichters Heinrich von Kleist. Am 21. November 1811 wurde er zusammen mit seiner Geliebten Henriette Vogel am Kleinen Wannsee in Berlin tot aufgefunden. Die Dokumentation verbindet den Kriminalfall um die Todesumstände mit biografischen Elementen und Experteninterviews. Im Anschluss wurden Dokufiktion und Vortrag angeregt bei einem Glas Wein diskutiert.

Ein Vortrag über Goethes Rom am 24.10.24

Mit einem schwungvollen Vortrag zu „Goethes Rom am Vorabend der Französischen Revolution“ eröffnete PD Dr. Arne Karsten nach langer Pause das Winterprogramm 2024/25. Wie sahen die deutschen Bildungsreisenden die Ewige Stadt in den 1780er Jahren und worin unterschied sie sich auffällig von der nordischen Heimat? Beobachtungen Goethes, die mit Wahrnehmungen seiner Zeitgenossen Karl Philipp Moritz und Graf Leopold zu Stolberg verglichen wurden, zeichneten ein lebendiges Bild der Tiberstadt und ließen so manch liebgewonnenes Klischee ins Wanken geraten: Hier, im klimatischen Paradies des Südens, war eine freiere Lebensgestaltung möglich, reine Müßiggänger suchte man jedoch selbst in Neapel vergeblich. Weniger überraschte, dass die freisinnigen Römer den Verbrecher, nicht selten: Mörder, in seiner Rolle als Anarcho-Rebellen zum Volkshelden erhoben und gegen die als übergriffig empfundene Staatsgewalt verteidigten, wo es nötig und möglich schien.